Dokumentation
Unerwünschtes Erbe
1992 fanden die ersten Braunauer Zeitgeschichte-Tage statt. Unter dem Titel „Unerwünschtes Erbe“ stand der Umgang mit der NS-Vergangenheit und belasteten Erinnerungsorten im Fokus – ein deutliches Zeichen gegen Verdrängung und für eine offene Erinnerungskultur.
1992 fanden die ersten Braunauer Zeitgeschichtetage statt – ein Auftakt, der weit über die Region hinaus Beachtung fand.
Unter der Leitung von Andreas Maislinger (Universität Innsbruck) stand die Auseinandersetzung mit dem schwierigen Erbe der Stadt im Mittelpunkt. Braunau, als Geburtsort Adolf Hitlers, steht bis heute in einem besonderen Spannungsfeld zwischen Erinnerung, Stigmatisierung und öffentlicher Verantwortung.
Unerwünschtes Erbe
Das Thema der Tagung lautete „Unerwünschtes Erbe“ und richtete den Blick auf Orte, die historisch mit dem Nationalsozialismus oder Faschismus verbunden sind. Ein besonderes Augenmerk galt dabei der Frage, wie Städte mit dieser belasteten Vergangenheit umgehen. Während an anderen Orten ein problematischer „Erinnerungstourismus“ rund um Diktatoren floriert, lehnte Braunau eine solche Vermarktung bewusst ab.
Ein anderes Beispiel
Braunau setzte ein klares Zeichen gegen die Verklärung der NS-Vergangenheit. Weder Gedenkstätten-Tourismus noch Souvenirgeschäfte sollten das Bild der Stadt prägen. Stattdessen stellte Bürgermeister Gerhard Skiba die Stadt bewusst als Ort der kritischen Auseinandersetzung und der Begegnung in den Mittelpunkt. So wurde Braunau zu einem Gegenmodell zu Orten wie Predappio oder Berchtesgaden.
Erinnerung und Verantwortung
Im Rahmen der Tagung tauschten Vertreter:innen von Städten, Gemeinden und Gedenkstätten, die wie Braunau mit der Geschichte des Nationalsozialismus und Faschismus verbunden sind, ihre Erfahrungen aus.
Die Liste der Referent:innen spiegelte die internationale Dimension des Themas wider. Aus Auschwitz reisten Waclaw Dlugoborski (Historiker) und Darius Dulnik (Stadtpräsident) an, aus Bautzen Christian Schramm (Oberbürgermeister) und Hartmund Vogel.
Braunau war vertreten durch Karin Gruber, Herbert Hutterer, Wolfgang Simböck (Stadtrat) und Gerhard Skiba (Bürgermeister).
Weitere Beiträge kamen u.a. von Peter Krahulec (Buchenwald), Michel Cullin (Gurs/Vichy), Petra Fosen-Schlichtinger und Florian Zehethofer (Hartheim), Stanislaw Meducki und Robert Rzepka (Kielce), Kurt Lettner und Erich Neumüller (Mauthausen), Wolfgang Weiß (Nürnberg), Gert Kerschbaumer und Stephan Schirl (Offenhausen), Pavel Skorpil (Theresienstadt), Andreas Gruber und Robert Eiter (Wels), Otto Rothe (Wunsiedel) sowie Christian Limbeck-Lilienau (Zipf).
Weichenstellung
Die erste Ausgabe der Braunauer Zeitgeschichtetage war nicht nur ein Signal nach außen, sondern auch ein Impuls nach innen. Sie legte den Grundstein für eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerungskultur, die in den folgenden Jahren in thematisch fokussierten Tagungen fortgeführt wurde.
Infos
Ankündigung 1992
Referent:innen 1992