Dokumentation

Verfreundete Nachbarn

Die nicht immer einfachen Verflechtungen von guten Nachbarn standen im Mittelpunkt der Zeitgeschichte-Tage 1996.
Die nicht immer einfachen Verflechtungen von guten Nachbarn standen im Mittelpunkt der Zeitgeschichte-Tage 1996.

Österreich und Deutschland im Alltag verbunden, historisch ambivalent: Die Zeitgeschichte-Tage 1996 widmeten sich dem Verhältnis der Nachbarn zwischen Nähe, Differenz und kulturellem Austausch.

Die Zeitgeschichtetage 1996 fokussierten das Verhältnis zwischen Österreich und Deutschland. Vor dem Hintergrund eines alltäglichen, weitgehend problemlosen Miteinanders – etwa zwischen Braunau und Simbach oder Oberösterreich und Bayern – wurde ein ambivalentes Beziehungsgeflecht sichtbar, das Geschichte, Politik und Kultur gleichermaßen prägt.

Die Tagung machte deutlich, dass Nachbarschaft zwar Nähe bedeutet, aber auch Spannungen, Stereotype und politische Interessen birgt.

Diplomatie, Wissenschaft und Literatur


Die Eröffnung stand im Zeichen einer programmatischen Einführung durch Gabriele Holzer (Diplomatin, Außenministerium Wien), Autorin des Buches „Verfreundete Nachbarn“.

Im Zentrum der wissenschaftlichen Beiträge standen historische Wahrnehmungen, Vertreibungen, diplomatische Annäherungen und die Entwicklung bilateraler Beziehungen nach 1945. Unter den Vortragenden war auch Wilfried Garscha (Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands), der über die historische Dimension grenzüberschreitender Konflikte sprach.

Kulturelle Perspektiven


Besonderes Augenmerk galt der Kulturpolitik. Emil Brix (Österreichisches Kulturinstitut London/Wien) und Georg Lechner (Goethe-Institut München) diskutierten über kulturellen Austausch, institutionelle Kooperationen und die Rolle von Kultur als Brücke zwischen den Nachbarn.

Ergänzt wurde das Programm durch Beiträge internationaler Gäste wie György Dalos (Schriftsteller, Berlin/Budapest) und Burghart Schmidt (Philosoph, Wien/Hannover), die das Thema aus europäischer Perspektive beleuchteten.

Historische Hintergründe und aktuelle Entwicklungen


Neben kultur- und diplomatiepolitischen Fragen thematisierte die Tagung auch die lange gemeinsame Geschichte und ihre unterschiedlichen Deutungen in beiden Ländern. Das Spannungsfeld zwischen Nähe und Abgrenzung, der Umgang mit der NS-Vergangenheit sowie die Entwicklungen der Nachkriegszeit standen ebenso im Fokus wie aktuelle europapolitische Dynamiken der 1990er-Jahre. Beiträge von Peter Porsch (PDS, Leipzig/Wien) und Peter Becher (Adalbert-Stifter-Verein, München) ergänzten die Debatten um politische und erinnerungskulturelle Perspektiven.

Nachwirkungen


Die Tagung zeigte, dass Österreich und Deutschland zwar durch Sprache, Geschichte und Kultur eng verbunden sind, dass diese Nähe aber auch kritisch reflektiert werden muss. Gerade in Braunau – einem Ort mit besonderer Symbolkraft – bot die Auseinandersetzung mit diesem Thema einen Raum für differenzierte Perspektiven auf ein komplexes Verhältnis zwischen Nachbarn.


Infos
Programm 1996 1
Programm 1996 2


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