Dokumentation
Verzerrte Wahrnehmung
Roma und Sinti im Fokus: Die 10. Braunauer Zeitgeschichte-Tage 2001 beleuchteten Geschichte, Sprache, Politik und kulturelle Darstellung dieser Bevölkerungsgruppe in Österreich und Europa. Eröffnet wurde die Tagung von Rudko Kawczynski.
Die 10. Braunauer Zeitgeschichte-Tage fanden vom 28. bis 30. September 2001 im Kulturzentrum Gugg unter dem Titel „Verzerrte Wahrnehmung“ statt. Im Mittelpunkt standen Bild und Realität der Roma und Sinti im 20. Jahrhundert. Anlass war die lange Geschichte dieser Bevölkerungsgruppe, die seit mehr als 325 Jahren in Österreich lebt.
Erinnerung und Gegenwart
Die Tagung wurde mit einem Grundsatzvortrag von Rudko Kawczynski (RomNews; Roma National Congress, Hamburg) eröffnet. Er zeichnete die Geschichte der Roma und Sinti in Mitteleuropa nach und betonte, wie sehr gesellschaftliche Vorurteile und verzerrte Wahrnehmungen bis in die Gegenwart nachwirken.
Schule, Sprache, Zeichen
Ein Schwerpunkt lag auf der kulturellen und gesellschaftlichen Situation der Roma. Renata Erich (Romano Centro, Wien) sprach über die Lage von Roma-Kindern im österreichischen Schulsystem und über strukturelle Hürden bei Integration und Bildungschancen.
Beate Eder-Jordan (Universität Innsbruck) untersuchte die Darstellung von Roma und Sinti in Literatur und Kunst und zeigte, wie sehr stereotype Bilder gesellschaftliche Wahrnehmung prägen. Die Sprache(n) der Roma standen im Zentrum des Beitrags von Dieter W. Halwachs (Romani-Projekt, Universität Graz) und Mozes F. Heinschink (Romano Centro, Wien).
Roland Girtler (Universität Wien) widmete sich schließlich den Zeichen der Fahrenden und eröffnete damit einen kulturhistorischen Blick auf Formen von Kommunikation und Identität.
Politik und Teilhabe
Der Abschlusstag befasste sich mit politischen Fragen und Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe. In einer Diskussion mit Rudko Kawczynski (Roma National Congress, Hamburg), Rosa Martl (Verein Ketani, Linz), Rudolf Sarközi (Kulturverein Österreichischer Roma) und Gerhard Skiba (Bürgermeister Braunau am Inn) wurden rechtliche Rahmenbedingungen, Repräsentation und politische Strategien erörtert.
Dabei wurde deutlich, dass gesellschaftliche Anerkennung und rechtliche Gleichstellung eng miteinander verbunden sind und langfristige, kontinuierliche Arbeit erfordern.
Infos
Programm 2001 1
Programm 2001 2