Dokumentation
Kleiner Grenzverkehr
2004 untersuchten die Zeitgeschichte-Tage den „kleinen Grenzverkehr“ an Salzach und Inn 1933–1938: Politik an der Grenze, Alltag im Autoritarismus, Emigration, protestantische Milieus – und viele lokale Fallstudien von Simbach/Braunau bis Bad Reichenhall/Salzburg.
Vom 24. bis 26. September 2004 widmeten sich die 13. Zeitgeschichte-Tage im Stadttheater Braunau den Verflechtungen an Salzach und Inn in den Jahren 1933–1938: Alltag, Kontrolle, Durchlässigkeiten zwischen zwei politischen Systemen.
Eröffnet wurde die Tagung von Gerhard Skiba und Florian Kotanko. Die wissenschaftliche Leitung lag bei Andreas Maislinger. Den Auftakt setzte Robert Kriechbaumer mit "1933 bis 1938: Welches Österreich?".
Rahmen und Auftakt
Die Reihe – seit 1992 Ende September in Braunau – richtete den Blick stärker auf Innviertel und angrenzendes Bayern. Im Zentrum standen "große Politik" und Grenzalltag: Kontrollregime, Mobilität, Versorgung, Medienbilder und lokale Netzwerke entlang der Inn- und Salzachlinie.
Alltag, Kultur und Emigration
Christian Strasser verortete Carl Zuckmayer "im Zwischengesperre" Henndorf 1933–1938. Elke Seefried analysierte "Reich und Stände" – konservative und katholische Emigration. Gustav Reingrabner beleuchtete protestantische Milieus im Innviertel und benachbarten Bayern als soziale und politische Brückenräume.
"Kleiner Grenzverkehr": Orte und Grenzpaare
Fallstudien zeichneten die Grenzräume als verflochtene Alltagslandschaft: Rudolf Vierlinger und Florian Kotanko zu Simbach/Braunau; Wolfgang Lammel zu Ering/Mining; Annemarie Henisch und Walter Rammerstorfer zu Egglfing/Obernberg; Heinrich Wimmer und Ernst Weber zu Neuburg/Wernstein.
Anna Gugerbauer referierte zu Passau/Schärding; Josef Stockinger und Franz Saxinger zu Wegscheid/Kollerschlag; Max Schneider und Johannes Lang zu Bayerisch Gmain/Großgmain; Johannes Lang und Ewald Hiebl zu Bad Reichenhall/Salzburg; Hans Roth und Andreas Maislinger zu Laufen/Oberndorf; Dieter Goerge und Isidor Hofbauer zu Tittmoning/St. Radegund; Gustl Geith und Florian Schwanninger zu Burghausen/Hochburg-Ach.
Politik, Krieg und Erinnerung
Im Streitgespräch "Dollfuß gegen die Sozis – Dollfuß gegen die Nazis" kontrastierten Peter Huemer und Gottfried-Karl Kindermann Deutungen der Zwischenkriegszeit. Lesung und Gespräch mit Wolfgang Johannes Bekh und Friedrich Ch. Zauner erweiterten die Perspektive.
Mit "Der Einmarsch der Deutschen Wehrmacht" ordnete Erwin A. Schmidl 1938 militärgeschichtlich ein – ein Schlussakkord, der Grenzpolitik und Grenzalltag zusammenführte.
Infos
Programm 2004