Dokumentation

Adel verpflichtet

Die Rolle des Adels damals und heute stand 2012 im Mittelpunkt.
Die Rolle des Adels damals und heute stand 2012 im Mittelpunkt.

Die 21. Braunauer Zeitgeschichte-Tage 2012 beleuchteten die gesellschaftliche Rolle des Adels in Vergangenheit und Gegenwart – von seiner politischen Bedeutung in der Monarchie bis zu Fragen von Verantwortung und Tradition in der modernen Republik.

Vom 28. bis 30. September 2012 widmeten sich die 21. Braunauer Zeitgeschichte-Tage im Kulturhaus GUGG unter dem Titel "Adel verpflichtet" der Verantwortung und Rolle des Adels in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – einst als staatstragende Schicht der Monarchie, heute als Teil einer republikanischen, säkularen Gesellschaft. Die wissenschaftliche Leitung der Tagung lag bei Andreas Maislinger, Innsbruck.

Zur Eröffnung begrüßten Bürgermeister Johannes Waidbacher, Florian Kotanko vom Verein für Zeitgeschichte und Friedrich Bernhofer, Präsident des Oberösterreichischen Landtags, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Anschließend gaben Gabriela von Habsburg, Botschafterin Georgiens in Berlin, und Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck erste Einblicke in das Selbstverständnis des europäischen Adels im 21. Jahrhundert.

Historische Perspektiven


Die Historikerin Gudula Walterskirchen zeichnete in ihrem Vortrag „Adel in Monarchie und Republik – von einer Elite zu Verfemten?“ die politische und gesellschaftliche Entwicklung des Adels von der Habsburgermonarchie bis zur Ersten Republik nach.

Der Wiener Jurist Georg Frölichsthal analysierte anschließend den rechtlichen Status und die sozialen Strukturen adeliger Familien im heutigen Österreich. Botschafter Ferdinand Trauttmansdorff beleuchtete schließlich die internationalen Netzwerke des Adels und deren Einfluss in Politik und Diplomatie.

Von der Verantwortung des Erbes


Am Samstag sprachen Georg Adam Starhemberg und Stephanie von Pfuel über das Spannungsfeld von Tradition und Verpflichtung: Starhemberg betonte die ethische Dimension des Erbes, während von Pfuel den gesellschaftlichen Wandel und die moderne Wahrnehmung des Adels thematisierte.

Ulrich Habsburg-Lothringen stellte aus eigener Erfahrung die Frage, warum adelige Herkunft in der Gegenwart immer noch polarisiert.

Anpassung und Widerstand


Der Abend stand im Zeichen der Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Peter Steinbach, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, eröffnete mit einem Vortrag über Anpassung und Widerstand adeliger Familien im Nationalsozialismus.

Louis Freiherr von Harnier schilderte das Schicksal seines Vaters Adolf Freiherr von Harnier, der 1945 hingerichtet wurde. Hubertus von der Schulenburg gab Einblicke in das Netzwerk seiner Familie, das in der NS-Zeit eine bedeutende Rolle im Widerstand spielte.

Abschluss und Ausblick


Zum Abschluss diskutierten Peter Steinbach, Franz-Josef Freiherr von der Heydte und Hubertus Trauttenberg über die Frage „Wozu verpflichtet Adel?“ und verbanden historische Reflexion mit persönlicher Verantwortung. Ein Rundgang durch die Altstadt von Braunau rundete die Tagung ab.

Die Braunauer Zeitgeschichte-Tage 2012 machten deutlich, dass der Adel trotz rechtlicher Gleichstellung weiterhin gesellschaftliche Relevanz besitzt – als historisches Erbe, aber auch als Impulsgeber für Fragen von Verantwortung, Tradition und sozialer Haltung.

Infos
Programm 2012


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