Dokumentation
Trügerische Sicherheit

Die Zeitgeschichte-Tage 2013 widmeten sich der Welt vor 1914. Referenten beleuchteten Pazifismus, Kriegsbereitschaft, Frauen- und Arbeiterbewegung, lokale Aspekte wie die Garnison Braunau sowie Kunst und Kultur am Vorabend des Ersten Weltkriegs.
Die 22. Braunauer Zeitgeschichte-Tage fanden vom 27. bis 29. September 2013 im Kulturhaus GUGG statt. Der Verein für Zeitgeschichte widmete die Tagung dem Thema „Die Welt vor 1914“ und rückte die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen an der Schwelle zum Ersten Weltkrieg in den Mittelpunkt.
Von Pazifismus bis Arbeiterbewegung
Nach der Eröffnung durch Bürgermeister Johannes Waidbacher und den Obmann des Vereins für Zeitgeschichte, Florian Kotanko, stellte der Marburger Historiker Ulrich Sieg in seinem Eröffnungsvortrag die weltpolitische Lage um 1900 dar. Ergänzt wurde dieser Überblick durch Werner Forster vom Verein für Zeitgeschichte, der die Entwicklungen in der Region beleuchtete.
Am Samstag standen die gesellschaftlichen Strömungen vor 1914 im Vordergrund. Gerhard Senft von der Wirtschaftsuniversität Wien und Hans Blum vom Verein für Zeitgeschichte diskutierten die Traditionen des Pazifismus und Antimilitarismus.
Günther Kronenbitter von der Universität Augsburg und Klaus Schwab vom Verein für Zeitgeschichte zeigten auf, wie politische Mentalitäten und Kriegsbereitschaft in Europa wuchsen.
Einen lokalen Akzent setzte Florian Kotanko, der die Garnison Braunau als Mosaikstein in den militärischen Vorbereitungen der Habsburgermonarchie untersuchte. Danach rückte die gesellschaftliche Vielfalt in den Fokus: Sabine Veits-Falk vom Salzburger Stadtarchiv und Monika Krahwinkler vom Verein „Frau für Frau“ sprachen über die Frauenbewegungen, während Thomas Hellmuth von der Universität Salzburg und Florian Schwanninger vom Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim die Anfänge der Arbeiterbewegung in Oberösterreich beleuchteten.
Norbert Ortmayr von der Universität Salzburg und Hannes Waidbacher sen. vom Verein für Zeitgeschichte lenkten den Blick auf die soziale Lage des ländlichen Gesindes zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Den Abend gestalteten Regina Kaltenbrunner vom Salzburg Museum und Heribert Hillebrand vom Museumsverein Braunau mit einer Analyse des Kunstschaffens jener Jahre, das stark von internationalen Strömungen beeinflusst war.
Lehren aus der Vergangenheit
Der Sonntag war dem Gedenken an Egon Ranshofen-Wertheimer gewidmet. Gerald Ecker vom Verein für Zeitgeschichte zeichnete die frühen Stationen seines bewegten Lebens nach. Den Abschluss bildeten die Vorträge von Friedrich Kießling von der Universität Erlangen und Florian Kotanko, die über Lehren aus der Zeit vor 1914 reflektierten.
Die Tagung machte eindrucksvoll deutlich, wie sich regionale Entwicklungen mit den großen Linien der europäischen Geschichte verbinden. Die Beiträge zeigten, dass die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg nicht nur von Aufrüstung und politischer Konfrontation geprägt waren, sondern auch von sozialen Bewegungen, kulturellen Umbrüchen und der Suche nach neuen Wegen.
In Braunau wurde damit 2013 ein Panorama entworfen, das die komplexe Welt am Vorabend der Katastrophe des 20. Jahrhunderts nachvollziehbar machte.
Info 2013
Folder
Plakat
Ausstellung Herzogsburg
Film Füssing Beiblatt
Kalender Gugg
Braunauer Stadtnachrichten