Dokumentation
Schicksalsort Lager

Die Braunauer Zeitgeschichte-Tage 2015 beleuchteten unter dem Titel „Schicksalsort Lager“ historische und aktuelle Aspekte von Internierung, Flucht und Integration – mit Beiträgen von Christoph Jahr, Eva Pfanzelter, Michael John, Manfred Nowak und Fritz Orter.
Unter dem Titel „Schicksalsort Lager“ widmeten sich die 24. Braunauer Zeitgeschichte-Tage vom 25. bis 27. September 2015 im Kulturhaus GUGG der Geschichte und Bedeutung von Lagern im 20. und 21. Jahrhundert.
Bereits am Vorabend führte der Historiker und Südtiroler Landtagsabgeordnete Hans Heiss in den Film „Leb wohl, du mein Südtirol“ von Karin Brandauer nach einem Drehbuch von Felix Mitterer ein und moderierte die anschließende Diskussion.
Historische Perspektiven auf Lager
Zur Eröffnung begrüßten die Veranstalter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bevor der Berliner Historiker Christoph Jahr mit seinem Vortrag „Der lange Weg zum Lager“ den thematischen Rahmen absteckte.
Am Samstag begann das Programm nach einem Stadtrundgang mit der Innsbrucker Zeithistorikerin Eva Pfanzelter, die über die Erinnerung an die Südtiroler Option von 1939/40 bis in die Gegenwart sprach.
Ebenfalls von der Universität Innsbruck beleuchtete Hermann J. W. Kuprian die Evakuierungen an der Südwestfront im Jahr 1915 mit besonderem Blick auf das k.k. Flüchtlingslager Braunau.
Der Verein für Zeitgeschichte Braunau rekonstruierte die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Braunau–Aching im Ersten Weltkrieg und erzählte die Flucht- und Heimkehrgeschichte des Braunauers Franz Windsperger aus russischer Gefangenschaft.
Harald Knoll vom Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung schilderte anschließend die „Evakuierung“ des Stalag XVIIB Krems-Gneixendorf in das Lager im Weilhartsforst bei Überackern im Frühjahr 1945.
Nachkriegszeit und Gegenwart
Der Linzer Historiker Michael John widmete sich den jüdischen DP-Lagern in Oberösterreich, bevor Melanie Dejnega von der Universität Bielefeld und dem Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft in Wien über die Integration von „volksdeutschen“ Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen nach 1945 sprach.
Am Abend wurde der Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis an den Juristen und Menschenrechtsexperten Manfred Nowak verliehen, die Laudatio hielt die frühere österreichische UNESCO-Präsidentin Eva Nowotny.
Der Sonntag begann mit Markus Benesch vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres, der den österreichischen Nationalen Integrationsplan vorstellte.
Zum Abschluss berichtete der Journalist und Autor Friedrich „Fritz“ Orter über persönliche Lagererlebnisse und Beobachtungen aus Krisengebieten.
Die Tagung machte deutlich, wie vielfältig Lager als historische, politische und soziale Orte wirken – von Kriegs- und Flüchtlingslagern über Gefangenen- und DP-Lager bis zu aktuellen Fragen von Flucht und Integration.
Infos 2015
Programm
Abstracts
Eva Pfanzelter
Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis
Danksagung Nowak