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Der Stein, der bleibt

Ein Zeichen mit Geschichte. Und eine neue Website, die sie weiterträgt. Warum die Kontur eines Mahnmals zum Herzstück unseres Auftritts wurde – und was das mit Erinnerung, Verantwortung und Braunau zu tun hat.
Die Kontur unseres neuen Vereinslogos, die sich auf dieser Website in vielen Elementen wiederfindet, geht auf die Form eines Steins zurück – genauer gesagt: auf den Umriss jenes Mahnsteins, der seit 1989 vor dem Geburtshaus Adolf Hitlers in Braunau steht.
Seine Aufstellung war das Ergebnis langwieriger, kontroverser politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, in denen sich die Zweite Republik – und die Stadt Braunau – mit ihrer Vergangenheit konfrontiert sahen.
Dass dieser Stein heute sichtbar ist, war keine stille Geste, sondern ein bewusst gesetztes Zeichen. Er steht für Erinnerung, für Verantwortung und für die Entscheidung, Geschichte nicht zu verdrängen, sondern öffentlich sichtbar zu machen.
Ein Ort des Weiterdenkens
Die Inschrift „Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus. Millionen Tote mahnen.“ erinnert daran, dass Braunau kein Ort der Schuld ist. Es ist ein Ort der Auseinandersetzung, des Weiterdenkens, ein Ort, der sich nicht auf seine Vergangenheit reduzieren lässt, sondern durch aktive Erinnerung neue Perspektiven schafft.
Eine lebendige Demokratie braucht die Erinnerung an die Verbrechen und die Opfer der NS-Diktatur. Sie verlangt eine klare Haltung gegenüber Rassismus, Antisemitismus und autoritärem Denken. Sie lebt vom Pluralismus und von der Freiheit, Position zu beziehen. Unser Engagement ist ein Beitrag dazu.
Zeitgeschichte seit 1992
Diese Haltung prägt auch die Arbeit des Vereins für Zeitgeschichte, der seit 1992 jedes Jahr nationale und internationale Gäste aus Wissenschaft, Journalismus sowie Zeitzeug:innen nach Braunau einlädt, um gemeinsam über Geschichte, Verantwortung und Gegenwart nachzudenken.
Im Online-Archiv der vergangenen Jahrzehnte, das wir derzeit überarbeiten und neu gestalten, spiegelt sich diese Kontinuität wider: in der Vielfalt an Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen, die seit 1992 durchgeführt wurden.
Die Zeitgeschichte-Tage wiederum widmeten sich grundlegenden Fragen der Demokratie, etwa in Zeiten wachsender Unsicherheit und globaler Umbrüche. Themen wie „Fremde Heimat – Migration in Mitteleuropa oder „Autorität und Aufbruch – 1968 revisited“ geben die inhaltliche Bandbreite der jährlichen Tagung wieder.
Ein zentrales Zeichen
Immer wieder wurde dabei deutlich, wie eng Geschichte mit der Gegenwart verbunden bleibt – sei es in der Reflexion über Faschismus und Widerstand, in Debatten über Flucht und Migration oder in der Auseinandersetzung mit unserer eigenen Vergangenheit.
Das neue Vereinslogo nimmt die Kontur des Mahnsteins auf – nicht bloß als grafisches Zitat, sondern als bewusstes, zentrales Zeichen. Es bildet das Herzstück dieser Website.
Besonders bedanken wir uns bei Caroline Plank-Bachselten und Stefan Schiermeier von Studio Dings, Wien, für das Design der neuen Website sowie Markus Skiba von Webgarten e.U., Braunau, für die technische Umsetzung. Alle drei zeigten neben Kreativität und Ausdauer großes Feingefühl für Inhalt und Anliegen.
Wie überhaupt die Arbeit des Vereins nicht möglich wäre, ohne jene, die sich meist unentgeltlich für seine Ziele engagieren, hinter den Kulissen organisieren, gestalten und mitarbeiten.
Unser Auftrag
Dazu kommen jene Sponsor:innen und Förder:innen, die uns seit vielen Jahren zur Seite stehen, allen voran die Stadt Braunau, deren kontinuierliche finanzielle und konstruktive Unterstützung wesentlich dazu beiträgt, dass diese Form der Erinnerungsarbeit Bestand hat.
Der Stein, der bleibt – das ist mehr als eine Feststellung. Es ist eine Haltung, die wir sichtbar machen. Und ein Auftrag, dem wir weiter folgen. (25.8.2025)
Florian Kotanko, Obmann des Vereins für Zeitgeschichte Braunau
Stefan Schlögl, Leiter der Zeitgeschichte-Tage
Antonia Plessing, Leiterin der Zeitgeschichte-Tage
Links und Informationen
Die Geschichte des Hitler-Geburtshauses auf Braunau History
Die Zukunft des Hauses in der Salzburger Vorstadt 15